Col du Parpaillon

Mein Vater hat gestern noch planmäßig den Heimweg angetreten. Eine schöne Zeit war es für uns alle bisher. Vicky und ich haben es gut, wir können noch ein paar Tage bleiben. Heute steht eine Piste auf dem Plan, die wir bisher noch nicht gemacht haben aber immer viel Gutes darüber gelesen haben, zum Col du Parpaillon. 

Es ist im Prinzip die gleiche Anfahrt wie gestern zum Col de la Bonette. In dem kleinen Ort (kurz vor Jausiers) La Condamine-Chatelard geht´s rechts in die Berge hoch. Erst schlängelt sich der Weg an einem Bach entlang. Nicht spektakulär aber schön zu fahren. Später öffnet sich der Berg und man gelangt auf eine Art Hochebene, die Aussicht ist umwerfend. Die Piste schlängelt sich an der Südseite des Berges empor. Immer wieder halten wir an und machen Bilder.

Die kleinen 250er erweisen sich hier oben als ideale Wanderenduros. Das Fahrwerk steckt, wenn man es nicht übertreibt, alles locker weg, ist dabei sogar relativ komfortabel und die Power der kleinen Motoren reicht abseits des Asphalts zum Wandern dicke aus. Da muss man ehrlich sagen, dass mehr nicht nötig ist. Vor allem sind die Kawas anfängerfreundlich, da sie laufen wie Traktoren. Man kann sie so untertourig fahren ohne dass der Motor abstirbt, dass es jedem leicht fallen wird, Fortschritte mit ihr zu machen.

 

Irgendwann sehen wir schon von Weitem den berühmten Tunnel in der Bergscharte. Vor ihm liegt noch massig Schnee, den man aber gut umfahren kann. Wir machen Bilder und so nach und nach trudeln immer mehr Enduristen ein.

Bevor es im Tunnel voll wird, wagen wir einen Vorstoß. Es ist wirklich dunkel und naßkalt dort drin. Überall steht Wasser und man sieht kaum Konturen im Vorausbereich. Zahlreiche Eisplatten säumen den Weg und man verliert ständig die Traktion. Aber alles in allem ist es gut zu machen und unheimlich spannend. 

 

Wenn man sich dem Ausgang auf der anderen Seite nähert und Licht in den Tunnel fällt sieht man auch wieder etwas. Zum Beispiel das große Schneefeld direkt am Ausgang. Da hilft nur eines: ordentlich Schwung mitnehmen und Drehzahl. Ich komme ganz gut und auch mit eigener Kraft durch. Vicky war etwas zögerlicher und braucht ein wenig Schützenhilfe. Aber alles kein Problem für die KLX. Wir stellen die Mopeds ab und warten auf die anderen Enduros. Da waren nämlich auch F650GS und solche Kaliber dabei, die vermutlich etwas Hilfe brauchen. So ist es auch aber mit gemeinsamen Kräften gelingt auch das.

KLX250S Col du Parpaillon
KLX250S Col du Parpaillon

Einer der anderen Endurofahrer ist auf einer Beta Alp 4.0 unterwegs. Wir unterhalten uns etwas über die Maschine und er hat nichts dagegen, dass ich sie kurz Probe fahren. Ich habe nämlich schon oft damit geliebäugelt. Nach der Probefahrt kann ich das Kapitel für mich allerdings endgültig schließen. Alte Technik hätte ich ja vielleicht noch verzeihen können. Aber das, in Verbindung mit stumpfen Bremsen und einem schlechten Fahrwerk ist das K.O. Nur der Motor macht einen tollen Eindruck. So einfach ist es manchmal, Hirngespinste los zu werden.

Auf dem Rückweg fahren wir Richtung Oulx und biegen irgendwann rechts ab, damit wir wieder grob Richtung Cuneo kommen. Wir fahren rauf zum Colle del Agnello, wo wir wieder die Grenze nach Italien überqueren. Auch dieser Pass ist toll zu fahren und sehenswert.

Irgendwann biegen wir wieder auf den Schotter ab. Zur Krönung nehmen wir noch die Varaita Kammstraße in anderen Richtung als beim letzten Mal mit. Diesmal auch ganz ohne Nebel.

Am Lago di Castello halten wir an und sehen den Kitesurfern zu, wie sie in dieser Kulisse ordentliche Action zeigen. Am Liebsten würde ich direkt auch aufs Wasser gehen. Auf so einem Bergsee war ich noch nie kiten. Absolut vielfältig die Berge.