3. Tag: Glasgow - Islay (240km)

Der Morgen begrüßt uns mit besserem Wetter und auch die Vorhersage für die nächsten Tage sieht gut aus. Wir sind bei bester Laune, wo doch unser Urlaub nun so richtig los geht. Heute genießen wir das erste richtige schottische Frühstück. Ich bin anfänglich sehr skeptisch, muss dann aber feststellen, dass ich voll darauf stehe. Der Tiger sowieso. Es schmeckt, ist herzhaft und hält eine ganze Weile vor. So kann man eine lange Tour auf dem Moped richtig genießen!

 

Gegen 13:00 Uhr müssen wir an der Fähre in Kennacraig sein, die uns in einer zweistündigen Überfahrt nach Islay bringen wird. Vorher wollen wir aber auf jeden Fall noch Glasgow Necropolis besuchen, ein historischer Friedhof auf einer Anhöhe in der Stadt. Daher starten wir gleich nach dem Frühstück los, denn bis zur Fähre sind es immerhin 160km und auf dem Weg liegt auch noch ein weiteres Highlight, der Loch Lomond.

 

Necropolis ist wirklich sehr beeindruckend und sehenswert. 'Ne Menge wichtiger Leute verschiedener Epochen sind hier begraben und man hat von da oben einen schönen Blick auf Glasgow. Zudem ist das ganze echt schaurig anzuschauen. Ein Bisschen mehr Nebel und hier könnte man gut den ein oder anderen Gruselfilm drehen. Gut, dass Vicky mich überredet hat. 

Auf dem Weg zum Loch Lomond bekommen wir ein großartiges Gefühl für das Reisen durch Schottland. Schroffes, hügeliges Grün, gespickt mit Ginsterbüschen, wohin das Auge reicht. Massenweise freilaufende Schafe (an denen wir anfänglich noch im Schritttempo vorbei fahren), urige Rindviecher und mehr oder weniger gut befestigte Single Track Roads (sehr enge, einspurige Straßen). Was für ein Spaß! Man weiß einfach nie, was einen nach der nächsten Kurve oder Kuppe erwartet: ein Schaf, ein LKW, eine Horde Dudelsackspieler oder der nächste atemberaubende Anblick? Aber der Nervenkitzel gehört hier einfach dazu. Außerdem gibt es ja überall Haltebuchten, um den Gegenverkehr passieren zu lassen. Und Mopedfahrer scheinen in Schottland irgendwie immer Vorfahrt zu bekommen. Coole Schotten!

Am Loch Lomond angekommen, gönnen wir uns eine Pause mit einem kleinen Imbiss und Kaffee und verlieren, beeindruckt von der schottischen Landschaft natürlich total die Zeit aus den Augen. Als uns das bewusst wird, haben wir noch 1 1/2 Stunden für die verbleibenden 119km. Außerdem sollen wir 45min. vor Abfahrt an der Fähre sein und unsere Tickets abholen. Na super, Tiger! Wie soll das noch klappen? Also kurze Absprache: Wir müssen richtig Gas machen, kein Stop mehr und alles überholen was vor uns fährt. Gesagt getan. Die Strecke nehmen wir im Flug - immer in der Hoffnung, dass nirgends ein netter Polizist mit einer Laserpistole oder eine Horde Schafe auf der Straße stehen. Als wir an der Fähre ankommen, wird sie bereits beladen und wir sind fast die Letzten. Ich muss noch die Tickets holen, was mir nur mit viel Überredungskunst gelingt, da der Schalter eigentlich bereits geschlossen hat. Drei Minuten später sind wir auf der Fähre - alles gut, puhhh. Islay wir kommen!

 

Islay, Schottlands Juwel, das die Whiskyherzen höher schlagen lässt, meins insbesondere. Der herbe Charme der Insel verzaubert uns sofort. Besser als wir es uns vorgestellt haben! Wir fiebern natürlich direkt von der Fähre aus der ersten Destille entgegen. Deswegen sind wir hier. Unsere Liebslingswhiskies haben hier ihren Ursprung: Bruichladdich und LaphroaigDoch zunächst weist uns ein Schild den Weg zu Bunnahabhain. Ganz malerisch an der Küste gelegen. Leider ist Sonntag und die Destille geschlossen, sonst hätten wir bestimmt sofort eine Führung mitgemacht. Also schauen wir uns etwas um und fahren weiter Richtung Hotel. Wir wollen erst mal einchecken und das Gepäck los werden. Unser Hotel ist scheinbar die beste Adresse auf Islay und direkt am Hafen von Bowmore, gegenüber der Destille, gelegen. Ein wirklich tolles Hotel. Sehr gemütlich, gehobener Standard und absolut empfehlenswert.

Schnell das Zimmer beziehen und duschen und dann auf zur Erkundungstour. Wir haben heute keine Lust mehr, den Tag über noch Moped zu fahren. Lieber wollen wir Bowmore erkunden. Schließlich bietet sich das bei dem Wetter an. Außerdem haben wir ja den morgigen Tag dafür geplant, uns den Rest der Insel und ein paar Destillen anzuschauen. Also los! Erst mal ein Vorrat an Guiness im einzigen Laden im Ort anlegen. Das ist an sich schon echt ein Erlebnis. Wir schlendern alles gemütlich ab. Schon ein schöner und zugleich wunderlicher Ort. Da wird eine alte Kirche schon mal zum Bistro umgebaut... Besonders komisch wirken auf uns die Leute. Naja, wahrscheinlich weil sie auf ihrer Insel "gefangen" sind. Die Dorfjugend fährt viertelstündlich das Auto spazieren - immer die gleich Strecke. Bis nach 22:00 Uhr geht das so. Muss man nicht verstehen.

 

Zur Feier des Tages gönnen wir uns am Abend in der Schooner Bar, ein kleiner uriger Pub, der zum Hotel gehört, 2x Sea Food Platter mit leckeren Meeresungeheuern: Scampis, Hummer, verschieden geräucherte Lachse, Austern etc. Also das können die Schotten. Frisch aus dem Meer auf den Teller. Absolut genial und mit ca. 24€ nicht mal übertrieben teuer. Dazu selbstgemachtes Brot und heimisches Bier, was übrigens meiner Meinung nach auch viel besser ist als sein Ruf! Was für ein Abend.