1. Tag: zu Hause - Travemünde (314km)

Bevor es endlich losgehen kann, heißt es Sachen packen. Die erste richtig große Herausforderung!!! "Was packe ich bloß wo rein? Welche Einteilung macht Sinn? Die schweren Sachen nach unten, alle Wertsachen in den Tankrucksack. Und alle Klamotten in den Packsack." Okay, hoffentlich klappt das. Nach stundenlangem Geräume ist das ganze Gerödel dann doch aufs Moped gehievt. Der Tankrucksacks und die Ortlieb Packsäcke sind Gold wert. Nur das Rack Pack musste ich festzurren.

 

Ich freue mich wie ein kleines Kind auf die lang geplante Tour - nachdem wir sie ja vor 5 Jahren leider schon mal verschieben mussten. Dafür bin ich jetzt echt gut vorbereitet; hab vorher noch eine Menge neuer Klamotten und Zubehör gekauft. Als Reisezeitraum haben wir uns für Ende Juni entschieden, da wir auf relativ beständiges Wetter und halbwegs leere Straßen hoffen.

Mit Vattern treffe ich mich in Hemmoor, in der Nähe von Cuxhaven. Ich war dort schon tauchen und kenne einen ruhig gelegenen Parkplatz. Außerdem kommt Thees Uhlmann hierher. Kann also nur ein guter Ausgangspunkt sein. Es geht also los. Vattern kommt eine Stunde später an, als geplant. Beim Warten klingelt mein Handy. Ich höre nur etwas wie "Scheiße! Ich steh' hier und es schüttet aus Eimern...muss aufhören." Na okay, dann ist ja alles klar. 'Nen schlechten Draht zum Wettergott hatte er schon immer. Ich hab's jedenfalls ohne einen Regentropfen nach Hemmoor geschafft ;-P. Vattern kommt dann auch endlich angerollt. Ihm läuft das Wasser beim Ausziehen aus den Handschuhen und den Ärmeln - nass bis auf die Knochen. Das fängt ja gut an. Super Laune hat er...

Von Hemmoor aus fahren wir gemeinsam nach einer Stärkung Richtung Wischhafen zur Fähre. Autobahnen wollen wir auf der gesamten Reise meiden, soweit möglich. Auf der Fähre lernen wir auch gleich die ersten Biker kennen. Einer von ihnen hat eine defekte Batterie. Sein Kumpel besorgt gerade eine neue. Blöd, wenn eine Reise so anfängt. Hoffentlich kommen wir pannenfrei durch!!!

 

Das Wetter wird jedenfalls besser und mein Reisepartner trocknet langsam - auch die Laune ist schlagartig wieder gut. Na dann kann es ja endlich richtig losgehen. Über Land nach Travemünde. Schnell noch die Bikes vollgetankt, denn noch kennen wir die Preise in Schweden nicht.

Wir versuchen vergeblich in der Verwaltung der TT-Line unsere Tickets zu bekommen und werden dann freundlich zum Check-In gebeten. Alles ganz easy: in die Fahrspur fahren, warten bis man dran ist, zahlen oder in unserem Fall einen Voucher abgeben (da wir eine organisierte Reise gebucht und für alle Fähren und Hotels Voucher bekommen haben) und ab auf den Kahn. Ist schon beeindruckend zu sehen, wie viele Busse, LKW und PKW im gefräßigen Bauch so einer Fähre verschwinden. 

Wir stehen ganz vorne. Die Mopeds werden vor der Überfahrt natürlich festgezurrt, da man ja nie weiß, was sich Neptun auf der Reise so einfallen lässt. Wie aufregend, meine erste Fährüberfahrt mit Moped. Wenn die Festmacher nah genug beieinander sind reicht eigentlich ein Spanngurt quer über die Sitzbank aus. Sicherheitshalber befestigen wir die Mopeds gleich mit drei Spanngurten. Danach buckeln wir das ganze Gepäck in die Kabine. Ein Glück gibt es Fahrstühle. Ich bemerke sofort meine ersten großen Fehler, die mich die ganze Reise über begleiten werden: Ich habe zu viele Klamotten mit, ich habe keine abschließbaren Koffer, die ich am Moped lassen kann. Puuhhh!

Merke für die nächste Reise: Nur so viel Zeugs mitnehmen, dass man alles mit einem Gang tragen kann (gilt natürlich nicht fürs Reisen mit Campingausrüstung). Lieber mal öfter waschen unterwegs. Vatterns Klamotten hängen wir zum Trocknen auf und machen uns frisch.  

 

Wenn man andere Reiseberichte liest, malt man sich immer aus, wie entspannt die Überfahrt mit einer Fähre sein muss. Am nächsten Morgen sind immer alle ausgeschlafen und fit für den Tag. Weit gefehlt, wie ich bald feststellen werde...

Am Abend essen wir eine Kleinigkeit und trinken ein schönes Auslaufbier. Das Leben ist schön! Hätten wir jetzt schon gewusst, was wir später noch für ein Bier blechen, hätten wir wahrscheinlich einen Vorrat angelegt. Wir sind auf jeden Fall guter Dinge und freuen uns auf die vor uns liegende Tour. Immerhin haben wir noch 22 Tage vor uns, bis wir wieder nach Hause geht. So eine lange Moped-Tour haben wir beide bisher noch nicht gemacht.

 

Wir schlafen beide ziemlich schlecht. Ich fühle mich am nächsten morgen total gerädert. Weiß auch nicht, glaube ich bin im Schlaf seekrank geworden. Eigentlich macht mir das nichts aus. Das wird sich leider die nächsten drei Tage noch halten.