1. Tag: Wilhelmshaven - Kiel (250km)

Endlich ist es so weit, die lange Zeit des Wartens hat ein Ende! Endlich haben wir nach fast einem dreiviertel Jahr der Arbeit Urlaub! Bereits im Januar geplant und etwas später gebucht, geht es nun endlich los. Zwei Wochen wollen wir uns im Süden Schwedens und Norwegens umsehen.

 

Gebucht haben wir die "Rundreise" im Vorfeld über eine Agentur, mit der wir bereits unsere Nordkappreise organisiert hatten - Trolltours. Die Agentur bietet eine Reihe verschiedener Reisen in Skandinavien an. Wir haben uns für die "PKW-Rundreise Skandinavien" entschieden. Allerdings hatten wir betreffend einiger Reiseabschnitte andere Vorstellungen, z.B. wollen wir keine Fahrt mit der Hurtigruten, dafür eine Übernachtung in Geiranger (die Frauen kennen den Fjord noch nicht) und zusätzliche in Ruhe auf den Dalsnibba. Weiterhin wollen wir einen Wandertag zum Preikestolen einlegen. Daher bleiben wir in Stavanger zwei Nächte, so dass wir einen Tag komplett zur freien Verfügung haben. So ist die Reise letztlich einen Tag länger, als angeboten und die Strecke etwas weiter, da wir bis nach Stavanger runter fahren. Doch nun geht´s einfach mal los!

Nachdem schon Tage zuvor die meisten Sachen in den Koffern verschwunden sind, packen wir die letzten Kleinigkeiten ein und bereiten die Mopeds vor. Mittlerweile sind wir ja Profis und wissen, worauf es ankommt. Und mal ehrlich, mit einem Koffersystem ist Stauraum mehr als genug vorhanden. Man nimmt sowieso immer viel zu viel mit, daher schränken wir uns diesmal noch mehr ein als die letzten Male. An einem Mittwoch morgen ist es so weit und wir machen uns auf ins Heimatdorf von Thees Uhlmann (einem unserer Lieblingsmusiker) zum Treffpunkt - Hemmoor. Dort treffen wir auf meine Eltern, die diesmal wieder am Start sind und zu zweit auf einem Moped fahren. Mittlerweile fährt meine Mutter zwar selbst aber noch nicht so lange und vorerst auf einer 125er, so dass sie für diese Tour lieber als Sozius mitfährt. Hemmoor hat schon eine Art Tradition, schließlich haben wir uns zur Nordkapptour auch hier getroffen - und es war ja eine fantastische Reise. Also wollen wir das wieder tun, als gutes Omen.

Wir fahren ausschließlich über Landstraße zum Treffpunkt. Vicky muss ihre Reifen noch vorsichtig einfahren, da sie ganz neu sind. In Hemmoor angekommen, haben wir die erste kräftige Dusche bei Bremerhaven hinter uns. Die Eltern sind mehr oder weniger trocken geblieben. Ausgleichende Gerechtigkeit für Vatterns letzte Dusche, würde ich sagen. Nach einer kurzen Begrüßung starten wir sofort weiter durch und machen uns auf in Richtung Fähre Wischhafen - Glückstadt.

Vattern ist sichtlich froh über sein neues Koffersystem. Sonst wäre das mit den Klamotten für zwei Personen auch echt kriminell geworden. Auf die Frage wie es ihm denn gefällt und wie es sich damit fährt meint er nur: "welche Koffer denn?". Muss wohl also alles gut sein.

Als wir bei der Fähre ankommen, finden wir die übliche kilometerlange Schlange vor, wie meistens dort. Als Mopedfahrer fahren wir jedoch an allen vorbei und stellen uns ganz vorne an. Einige Autofahrer wollen es uns gleich tun, bis sie schließlich merken, dass es keine besonders gute Idee ist mit dem Auto auf der Gegenspur an allen Wartenden vorbeizufahren. Das lässt uns natürlich gleich schmunzeln.

 

Vor der Fähre treffen wir den ersten Mopedreisenden. Ein Holländer mit seiner 650er V-Strom. Wir kommen schnell ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass er ein ähnliches Ziel hat. Er fährt jedoch mit der Fähre direkt nach Oslo wo er Kumpels besucht und anschließend noch ein wenig durch Norwegen tingelt. Ich finde es immer wieder toll, dass man sich als Mopedfahrer untereinander so schnell austauscht und ins Gespräch kommt. Super interessant, was die Leute so alles machen. Er ist mit seiner V-Strom, die mittlerweile über 70.000 km runter hat, schon durch Alaska und Kanada gefahren. Vielleicht kommen wir da ja auch noch mal hin, irgendwann, hoffentlich...

 

Als die Fähre in Glückstadt anlegt, satteln wir die Hühner und machen uns auf Richtung Fähre in Kiel. Wir fahren nach meinem Garmin Navi und den Routen, die ich extra in tagelanger Arbeit für diesen Urlaub vorbereitet habe. Das Ding bringt mich jedoch jetzt schon zur Verzweiflung und leitet mich plötzlich doch auf anderen Wegen, als in der vorbereiteten Route vorgesehen. Ich habe keine Ahnung, woran das liegt und mittlerweile ist es mir auch egal. Ich habe davon ziemlich die Nase voll und baue das Ding ganz ab. Dafür schraube ich wieder die Halterung für mein Handy an, welches mich nun nebenbei mit der Navigon App lotst. Das funktioniert wenigstens einwandfrei.

 

Wir kommen um 15:00 Uhr in Kiel an, also gut zwei Stunden bevor das Boarding startet. Für mich ist es jedoch eine Erleichterung. Ich bin immer froh, wenn ich an der Fähre bin. Von nun an ist es mir fast egal, wenn etwas nicht wie geplant läuft. Aber die Fähre muss man auf jeden Fall kriegen, damit man einfach erst mal weg ist. Für den Rest findet sich immer eine Lösung. Und warum auch immer, können wir schon jetzt an Bord fahren. Die Mopeds verzurren wir auf dieser Reise wirklich nur mit einem einzigen Spanngurt über die Sitzbank. Das olle Getüddel mit tausenden Spanngurten hat eh keinen Zweck. Stehen wie Donner, unsere Mopeds. Schnell beziehen wir unsere Kabinen.

Nachdem wir unsere "Kammer" in ein Gerümpelbude verwandelt und uns geduscht haben, stehen wir bei absolutem Königswetter an Oberdeck und können die Aussicht auf Kiel und die Förde genießen. Wer hätte gedacht, dass wir so ein Glück haben mit dem Wetter? Das ist mal wieder mehr als wir erwarten können, schließlich sind wir auf dem Weg hierher schon richtig naß geworden.

Ein Glück habe ich insgesamt eine Palette pfandfreies Dosenbier dabei. Die hat mir mein Kumpel Frank aus Holland mitgebracht. So sind wir zumindest auf den ersten Etappen anständig versorgt und müssen in Skandinavien nicht so viel der teuren Suppe kaufen. Ein Bier (ca. 0,5l) kostet da schnell mal zwischen 7-10€. Für ein schnödes Wasser aus der Plastikflasche zahlt man etwa die Hälfte. Weit kommen wir da also nicht mit unserem Gehalt;)!

Eine Sorte hat es mir zumindest optisch besonders angetan. Seither gibt es auch den Ausdruck "Dommelsch ma nen Bier!", was so viel bedeuten soll wie "Gib mir mal 'nen Bier!". Ja, die Holländer sind schon ein eigenartiges Volk ;-) , oder wir...

Beim Auslaufen aus der Kieler Förde bewundern wir die Schönheit der Ostsee und wünschen und insgeheim die Nordsee gegen die Ostsee tauschen zu können (Anmerkung vom Lektor: Das ist eine Einzelmeinung, ich liebe die Nordsee!). Es ist schön zu sehen, was hier sogar unter der Woche auf dem Wasser los ist. Das gibt es bei uns nicht. Und die imposanten Anwesen direkt am Wasser gefallen uns auch. Davon müsste man eins haben!

Gegen 20:00 Uhr gehen wir langsam unter Deck. Mittlerweile sind wir aus der Kieler Förde raus und fahren auf die offene See hinaus. Die Fähre macht gute Fahrt und es wird auch kalt und ungemütlich. Schon jetzt war der erste Reisetag wirklich gelungen. Wir hoffen, dass die anderen Tage ähnlich gut werden und uns der Wettergott wohl gesonnen bleibt.

 

Das Abendbuffet genießen wir im zweiten Durchgang, was eigentlich viel zu spät ist. Aber was soll´s, wir sind zufrieden und fräsen uns durch das wirklich gute Buffet. Das Essen auf der Fähre ist echt ganz gut, besser als erwartet. Auch die Atmosphäre ist gelassen und entspannt. So muss das sein! Sogar Wein und Bier sind inklusive aber davon lasen wir lieber die Finger, denn in Skandivanien wird Alkohol am Steuer hart bestraft und wir hatten schließlich schon das ein oder andere Dommelsch. ;-)