13. Tag: Rauland - Oslo (265km)

Als wir heute morgen aus dem Fenster schauen, hängt noch dichter Nebel zwischen den Bergen. Aber es sieht nach einem guten Tag aus. Mit dem Wetter haben wir auf dieser Reise bis auf wenige Ausnahmen ohnehin großes Glück. So langsam scheint sich da bei uns eine Regel zu etablieren: Machen wir Urlaub im vermeintlich verregneten Norden, ist das Wetter wider Erwarten gut. Machen wir Urlaub im sonst so sonnigen Süden wie Italien, sind wir auch schon gut auf die Nase gefallen. Als wir nach dem Frühstück starten, ist es noch frisch und kühl. Und hier oben im Norden herrscht eine sehr klare, frische Kühle - durchaus angenehm. Wenig später rollen wir durch endlose Wälder. Wir wollen heute einen "Umweg" machen und einen kleinen Schlenker entlang eines Sees machen. Die Strecke sieht auf der Landkarte vielversprechend aus. Und tatsächlich, es macht riesig Spaß hier zu fahren. Der Asphalt ist sehr spröde und die Straße schlecht. Dafür gibt´s viel Kurven und ich freue mich Dank des Wilbers Fahrwerks auch über diese Straße. Spätestens nach dem heutigen Tag wünscht sich mein Vater sicher auch ein solches Fahrwerk für seine Transalp.


Wir kommen an einer sehr idyllischen Stelle am See vorbei - prädestiniert für eine ausgedehnte Pause. Solche Gelegenheiten muss man nutzen und die Landschaft genießen. Wir stellen die Mopeds ab und essen unsere "Mitnahmebrote". Hier kann man´s aushalten. Vicky und meine Mutter sind der Ansicht, dass man hier doch unbedingt eine Runde schwimmen sollte. Mein Zeigefinger, den ich in den See gehalten habe verrät mir, dass das keine sehr gute Idee ist. Zwar ist es draußen mittlerweile erheblich wärmer, aber der See ist empfindlich kalt. Dennoch wollen sie es versuchen.

Man könnte schon etwas neidisch werden, wenn man das so sieht. Wir sind an dem ganzen großen See scheinbar die Einzigen und nur ganz selten fährt ein Auto auf der Straße vorbei. Was für ein tolles Land. In Deutschland würde die Natur um einen solchen See nicht lange so aussehen wie hier und im Sommer wäre der See übervölkert. Da die beiden mich mit ihrer Härte gegen die Kälte quasi zwingen, auch in den See zu kommen (da ich sonst als Weichei dastehe), überwinde ich mich - wer will schon ein Weichei sein? Aber es ist echt hart. Scheiße, ist das kalt! Wenn man sich dran gewöhnt hat, geht es zumindest kurz. Gut tut es auf jeden Fall und ich bin schön erfrischt.


Irgendwann machen wir und wieder auf den Weg und fahren langsam Oslo entgegen. Die Fähre wird uns morgen zurück nach Deutschland bringen.

Abends gucken wir uns noch die Gegend an und schlendern zum besten Strand Oslos, der zufälligerweise zu Fuß vom Hotel aus erreichbar ist. Zugegebenermaßen sind wir, was Strände angeht etwas verwöhnt, aber der schönste Strand Oslos hat uns ziemlich erschrocken. Viel besser ist das Motorsportzentrum in der Nähe. Hier wird echt Einiges geboten: Ein riesiges Areal, auf dem man sein ferngesteuertes Auto auf einer eigenen Rennpiste ausführen kann. Und noch viel besser: Ein großes, natürlich angelegtes Trialgelände. Was würde ich darum geben, hier einmal mit meiner Trialmaschine fahren zu können. Durch den felsigen Untergrund gibt es zahllose natürliche Hindernisse. Dazu kommen die zahlreichen künstlich aufgebauten Hindernisse. Hier könnte man echt was lernen! Dazu gibt es Clubhäuser, Werkstätten, große Rundbogenhallen fürs Fahrerlager während der Veranstaltungen. Norweger müsste man sein!


Wir lassen den letzten Abend gemütlich gemeinsam ausklingen und gönnen unseren Mägen - nur um auf Nummer sicher zu gehen, nach der eher schlechten Pizza - besser noch einen Whisky. Man mag das belächeln aber für uns ist das auf einer Motorradreise, auf der man jeden Tag mehrfach irgendwo zweifelhaftes Essen zu sich nimmt, längst zu einem geliebten Ritual geworden. Und es hat uns auch ganz sicher vor der ein oder anderen Magenverstimmung gerettet.