7. Tag: Trysil - Oppdal (382km)

Der heutige Tag verheißt wettermäßig nichts besonders Gutes, es soll Regen geben. Davon ist heute morgen aber noch nichts zu spüren. Nach einem tollen Frühstück verlassen wir etwas wehmütig unsere super Herberge.


Wir fahren durch eine eindrucksvolle Landschaft, in der Nähe ein Fluss, zu beiden Seiten Berge. Wir gleiten dahin und genießen die Natur. Plötzlich sehen wir in weiter ferne Etwas über die Straße laufen und nähern uns vorsichtig: Die ersten Rentiere!!! Vicky und meine Mutter sehen die Viecher zum ersten mal in freier Wildbahn. Sie sind total aus dem Häuschen, springen von den Maschinen und stellen den Tieren nach - den Finger immer auf dem Auslöser.

Bei der Abfahrt hatten wir schon festgelegt, dass wir uns heute einen Wasserfall anschauen wollen. Als wir dann irgendwann das Schild "Roafallene" sehen, ist es natürlich zu spät und wir rauschen erst mal vorbei. Der Weg zweigt von der Hauptstraße ab - es ist eine Piste, die sich recht steil den Berg hochschraubt. Aber kein Problem für unsere Maschinen. Solche Abstecher sind es, die so einer Reise noch einen besonderen Charme geben.

Der Wasserfall ist auf jeden Fall lohnenswert. Nirgends gibt es ein Kassenhäuschen oder eine Absperrung. Man kann mit den Mopeds direkt heran fahren und zu Fuß den Wasserfall erkunden. Ein beeindruckendes Getöse und sehr zu empfehlen!

 

Wir fahren weiter und machen irgendwann in Röros halt. Laut unseres Reiseführers soll sich der Besuch der alten Bergstadt lohnen. Früher wurde hier bis in die 70er Jahre Kupfererz abgebaut. Wir werden mit der Stadt jedoch nicht warm und beschließen nur schnell unsere Vorräte aufzufüllen und dann direkt weiter zu fahren.

 

An einem See finden wir einen offenbar geöffneten Campingplatz und hoffen auf wärmenden Kaffee - Fehlanzeige. Der Platz ist zwar geöffnet aber die Betreiber wahrscheinlich zu Hause. So müssen wir uns mit kalten Wasser begnügen und stärken uns in aller Ruhe. Es sieht verdächtig nach Regen aus und die ersten Tropfen kommen bereits runter. Wir verkriechen uns doch besser in unsere Regenanzüge und ziehen sie kurz darauf auch schon wieder aus. Nur Vicky meint, wenn sie ihren anbehält bleibt es auch trocken - das ist doch mal 'ne Maßnahme. Und sie sollte Recht behalten.

Auf Google Maps hatten wir schon zu Hause bei der Reiseplanung eine "Abkürzung" ausgemacht, die wir heute unbedingt fahren wollen. Die Piste befindet sich irgendwo zwischen der Landstraße 3 und der E6. Genauer gesagt, zweigt sie bei Kvikne von der 3 ab, führt hinauf auf ein Fjell, vorbei am Innerdalsvatnet und irgendwann auf die E6.

 

Als wir endlich den Einstieg finden, stehen wir vor einem Gatter, das uns den Weg versperrt. Wir studieren aufmerksam das große Hinweisbrett. Erstaunt stellen wir fest, dass es sich um eine offizielle Passstraße handelt. Es ist ein sogenannter Bomvej. Man muss also bezahlen. Die Preise stehen angeschlagen und eine Geldkassette wartet auf den ehrlichen Fahrer. Mopeds sind allerdings kostenlos - juhu! Damit hätten wir nicht gerechnet. Wir wissen allerdings nicht, was uns erwartet, beschließen aber erst mal loszufahren. Denn die Eltern sind zu zweit, plus vollen Reiseornat, zu heftig darf es also nicht werden.

 

Die Piste steigt steil an und hat einige enge Kurven. Alleine alles kein Problem, die Eltern müssen zusammen aber schon etwas kämpfen. Doch der Weg entschädigt. Oben angekommen fahren wir über ein weites Fjell mit einer tollen Landschaft. Seen und Flechten so weit das Auge reicht.

Insgesamt ist die Piste etwa 35km lang - von mir aus hätte es ewig so weiter gehen können. Genau dafür wurden unsere Mopeds doch gebaut! Etwas vorsichtig sein muss man hier mit den Schafen, diese sind nicht an Fahrzeuge gewöhnt (nicht wie die coolen Schafe in Schottland, die stoisch liegen bleiben, wenn man an ihnen vorbeiknistert; okay, vielleicht sind die schottischen Schafe auch einfach etwas stumpfer). Wahrscheinlich fahren hier nicht so oft verrückte Mopedfahrer längs. Sie sind unberechenbar und wenn man glaubt, sie verschwinden im Gebüsch, überlegen sie es sich anders und queren die Straße nochmals.

Am Ende des Bomvejs sind es nur noch etwa 20km bis zu unserem Hotel. Es liegt direkt neben dem Bahnhof von Oppdal, einem bekannten Skiort in der mittelnorwegischen Provinz Sør-Trøndelag. Oppdal lebt vom Skitourismus und der Schafzucht.

Wir checken ein und gönnen uns als erstes ein super Dommelsch auf dem Balkon unserer Zimmer. Von hier aus hat man einen tollen Ausblick auf die Berge. Wir waren vor zwei Jahren schon einmal in diesem Hotel, kennen uns daher schon ganz gut aus. Heute sind wir aber viel zu kaputt, um noch Bäume auszureißen. 

Heute bekommen wir Gutscheine für eine Pizzeria im Ort, da zur Zeit im Hotel nicht viel los ist und die Küche kalt bleibt. In der Pizzeria angekommen ahnen wir schon, dass es heute schwierig wird etwas Gutes zu essen zu bekommen. Ich studiere die Karte, den Laden, die Angestellten und entscheide mich für das meiner Ansicht nach kleinste Übel: Eine Dönerpizza. Die passt meiner Meinung nach genau ins Konzept des Ladens. Damit habe ich jedoch den größten Griff ins Klo gemacht - die Pizza ist ungenießbar und ertrinkt in weißer Knoblauchsoße. Zum Schluss sind wir alle nur noch damit beschäftigt die Pizzen so zu zerkleinern und verteilen, dass die alle mehr oder mindern gegessen aussehen. Das war echt ein absoluter Reinfall. Nur Vattern, der sich gegrillten Lachs bestellt hatte, ist zufrieden.

Kollektivreisende ist übrigens bei uns zu einem neuen Schimpfwort geworden. Gemeint sind damit nämlich die nervigen, in Horden auftretenden und buffetfräsenden Bustouristen.

Vicky schreibt heute endlich ihre Postkarten und merkt dabei, dass sie die mit den Postkarten zusammen gekauften schwedischen Briefmarken gar nicht in Norwegen benutzen kann (Aha! Das ist ja eine Erkenntnis...). Das hat natürlich für etwas Erheiterung gesorgt. Aber halb so wild, wir kommen ja später noch wieder nach Schweden.


Auf jeden Fall war das heute ein echt erlebnisreicher Tag und ich kann nur jedem die oben beschriebene Abkürzungs-Piste empfehlen, wenn ihr sie findet;).