9. Tag: Geiranger - Bergen (367km)

Das schlechte Wetter hat sich glücklicherweise über Nacht verzogen. Wir starten in einen tollen Urlaubstag mit vielen Eindrücken. Als erstes wollen wir heute nach dem Frühstück auf den Dalsnibba, einen knapp 1500m hohen Berg in der Nähe des Geirangerfjords. Von ihm aus soll man einen tollen Ausblick über den gesamten Fjord haben. Außerdem waren wir 2011 nicht dort oben, weil wir zu wenig Zeit hatten und den Geirangerfjord mit der Fähre nach Hellesylt verlassen wollten. Doch diesmal passt alles. Wir sind gespannt.

F650GS Geiranger
F650GS Geiranger

Schon der Weg zum Dalsnibba ist eine Reise wert. Wir schrauben uns aus dem Tal des Geiranger empor und überqueren eine Hochebene. Die Landschaft ist hier so rau und unwirtlich, dass man sich daran kaum satt sehen kann.

Kurz vor dem Schrankenhäuschen zum Dalsnibba lassen wir ein Moped stehen und klären das mit dem Kassierer. Es ist kein Problem, er hat ein Auge auf die Maschine. Die Gebühr beträgt nämlich 100 Kronen pro Moped und die sparen wir uns doch gerne einmal - Vicky nimmt bei mir hinten drauf Platz. Wir räubern die frisch geteerte Straße rauf. Leider kommen wir ein paar Wochen zu spät, vorher war es noch eine Piste. Svenja hatte da dieses Jahr etwas mehr Glück. Da ich nicht weiß, wie griffig der neue Asphalt schon ist, gehen wir es gediegen an.

Oben erwartet uns eine einzigartige Landschaft. Wir kennen es ja mittlerweile, dass an solchen Punkten viele Steinhäufchen gebaut werden, aber was wir hier sehen, ist echt unglaublich. So weit das Auge reicht sieht man nur kleine Steinhäufchen. Wer die richtige Anzahl ermittelt und sie mir mailt bekommt nen 6er Jever!

Dalsnibba 2013 Enduro Reise
Dalsnibba 2013 Enduro Reise

Wir fahren weiter auf der Reichsstraße 63, die 15, die 60 und schließlich über die FV724 zum Briksdalsbreen. Er ist ein Nebenarm des größten Festlandgletschers Europas (Jostedalsbreen). Größere Gletscher gibt es zum Beispiel auf Island. Die Strecke ist vielleicht ein kleiner Geheimtipp, denn man fährt sie nicht unbedingt. 

Es ist nämlich eine ziemlich lange Sackgasse. Doch die Fahrt lohnt sich auf jeden Fall. Die kleine Straße schlängelt sich entlang des Gletschersees mit seinem türkisblauen Wasser. Wenn ich irgendwann mal ein Wohnmobil habe, werde ich hier herkommen und ein paar Tage bleiben.

XL700V Briksdalsbreen
XL700V Briksdalsbreen

Nachdem wir uns in der warmen Sonne gestärkt haben, rollen wir weiter Richtung Süden. Wir wollen heute zeitig in Bergen sein, denn in der Stadt gibt es viel zu gucken. Schließlich wartet der Fischmarkt mit all seinen Leckereien auf uns. Darauf freuen wir uns schon seit Tagen. Zwei Fähren später und unzählige Kilometer auf nervigen Straßen weiter, sind wir endlich da. Das Motorradfahren hier unten im Süden Norwegens ist wahrlich keine Freude. Die Autofahrer sind aggressiv, die Straßen voll und es ist einfach lästig. Weiter im Norden ist es wesentlich entspannter. Wir steigen in einem wirklich schlechten und stinkigen Hotel ab - das schlechteste der ganzen Reise. Aber egal, schließlich wollen wir uns ja umsehen und das unfreundliche Personal passt hier wie die Fast aufs Auge.

Bergen empfängt uns ganz untypisch mit strahlendem Sonnenschein. Nicht, dass wir enttäuscht sind, aber wir hatten uns fest auf Regen eingestellt. ;-)

 

Im Hafen liegt ein großes Segelschiff, die Statsraad Lehmkuhl. Das Segelschulschiff ist mittlerweile über 90 Jahre alt und wurde einst in Geestemünde in Deutschland gebaut.

 

Wir schlendern über den Fischmarkt und schauen uns die Stände mitsamt ihren Leuten genau an. Es ist unheimlich interessant, das Treiben hier zu beobachten. Allein damit könnte man sicher den ein oder anderen Tag verbringen. Wir suchen uns den besten Stand raus und geben unsere Bestellung auf.

Wir entscheiden uns für einen gemischten Teller mit den Monstern aus der Tiefe. Auch Muscheln sind dabei - übrigens so frisch und lecker, wie wir sie noch nie gekostet haben. Allein die Action in so einer "Garküche" ist eine Reise hierher wert. An den Ständen arbeiten viele Spanier. Aber die Belegschaft ist stets international: Englisch, Spanisch, Norwegisch, Italienisch und ein paar Brocken Deutsch werden immer gesprochen. Hier kommt niemand zu kurz.

Abends schlendern wir noch durch die Gassen, hören Live Musik und lassen die Stadt auf uns wirken. Nebenbei suchen wir noch den einen oder anderen Geocache. Es ist Wochenende und es ist viel los in der Stadt. Amerikanische V8 Motoren grollen durch die Dämmerung.