4. Tag: Islay

Einen ganzen Tag Islay! Einen Tag im Zeichen des Whiskies. Juhu!!! Heute wollen wir nur die Insel erkunden und so viel rund um das göttliche Getränk mitbekommen, wie möglich.

Wir lassen uns einfach treiben und erkunden die Insel. Schnell sind wir von der "großen Straße" runter und hoppeln über kleine Wege, von denen viele im Nirgendwo enden aber immer tolle Aussichten garantieren. 

Überall wächst Ginster und es riecht ganz markant. Ich glaube doch es ist Ginster. ;-)

Endlich sind wir bei der Geburtsstätte meines Lieblingswhiskies angelangt. Ich bin total begeistert, endlich hier zu sein. Das Wetter könnte besser nicht sein, genauso wenig die Laune.

Also nix wie runter vom Moped und alles erst mal genau inspizieren. Schnell stellt sich heraus, dass die Destillen auf Besucher bestens vorbereitet sind. Überall gibt es einen Shop und es werden Führungen angeboten.

Was für ein Glück, in 15min geht die nächste Tour los und außer uns ist lediglich ein komisches Pärchen aus England dabei. Unser "Führer" ist ein mega lustiger Kerl, der scheinbar echt Spaß an seinem Job hat. Das gilt übrigens für alle Angestellten, die da herumlaufen. Was für ein Haufen. Ich weiß nicht, ob die alle nebenbei immer mal einen nehmen oder ob das am Angels' Share liegt. Oder sie sind nur so einfach gut drauf.

Dieser Maischbottich ist übrigens von 1881, dem Gründungsjahr der Destille. Die anderen wurden im Laufe der Zeit erneuert.

Ich brauche bestimmt eine halbe Stunde, bis ich mich auf den Akzent des jungen Mannes eingestellt habe und ihn ansatzweise verstehe. Als Vicky ihn fragt, was sie denn für ein Qualitätsmanagement haben und wie sie gewährleisten, dass der Whisky immer gleich schmeckt, bricht er in schallendes Gelächter aus und ruft durch die ganze Halle: "Hey Ian, she want´s to know something about our quality management!". Ian (hier links im Bild) stimmt in sein Gelächter ein und holt uns zu sich herüber. Er öffnet eine dieser "Vitrinen" in der eine Menge Leitungen enden, aus denen Whisky in unterschiedlichen Produktionsstadien fließt. Er hält seinen Finger unter eine der Leitungen, leckt ihn ab und versichert, dass der Whisky perfekt sei. Genau wie immer. Na, dann ist ja alles klar, habe ich verstanden. Ihr trinkt also doch alle und ohne Ian läuft gar nix.

Auch in die heiligen Hallen der Destille dürfen wir reinschnuppern. Dies ist absolut nicht selbstverständlich, wie wir in einer anderen Destille noch erfahren sollen. Ich hätte nie gedacht, dass dort so dermaßen viele Fässer lagern. Die Lagerung hat übrigens entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis. Und damit meine ich nicht nur die Art des Fasses, sondern auch, wo das Faß gelagert wird. Oben, unten, in der Mitte... das Geheimnis liegt in der richtigen Lagerlogistik und zeitlichen Umverteilung. Das alles natürlich nur neben der Wahl des Fasses, der Größe des Fasses, der Art der Destillation, der Barley Räucherung (der Gerste), der Dauer der Lagerung und letztendlich der Rohstoffe. Whiskyherstellung ist wirklich eine Wissenschaft!

Nach der erlebnisreichen Tour und einigen Probierschlucken - man muss ja schließlich genau wissen, wie sich der Whisky im Herstellungsprozess verändert und letztlich auch das Endergebnis bewundern - brauchen wir eine Pause und setzen uns an ein schönes Plätzchen am Ende der Insel, wo wir unseren Kaffee aus der Thermoskanne trinken und Äpfel essen. Whisky hat hier eh jeder im Blut und von daher befürchten wir keine Schwierigkeiten mit der örtlichen Polizei. Ach so, und mit dem Schiff auf Seehundstour braucht man auch nicht zu fahren. Mit etwas geschultem Blicken sieht man die Bengel auch vom Ufer aus.

Nachdem wir den westlichen Teil der Insel erkundet haben, wollen wir nun den größeren östlichen und südlichen Teil unter die Räder nehmen. Hier liegen schließlich auch noch ein paar Destillen, die erkundet werden wollen. Auf dem Weg kommen wir an Torffeldern vorbei. Torf ist auf Islay ein wichtiger Rohstoff der zum Heizen im Kamin verbrannt und, viel wichtiger, in den Destillen zum Räuchern benötigt wird. Dazu später mehr. Diese beiden Zwecke konkurrieren übrigens nicht, da der Torf sehr nachhaltig abgebaut wird und für beide Einsatzzwecke aus unterschiedlichen Schichten stammt. Zum Heizen braucht man den trockenen Torf, zum Räuchern den feuchteren und somit tiefer gelegenen.

Vicky ist total aufgeregt, als wir endlich bei "ihrer" Destille ankommen. Sie kann es kaum erwarten, endlich die heiligen Hallen zu betreten und so machen wir uns auf zur nächsten Besichtigung. Auch diese hat ihren Reiz, aber die Destille ist ganz anders als Bruichladdich. Man merkt, dass sie von strengen Frauenhänden regiert wird. Alles wirkt viel professioneller und kommerzieller. Ich finde es nicht so toll, bei Bruichladdich war es viel uriger und ehrlicher.

Aber eines steht mal fest: die meisten Destillen auf Islay haben eine gigantische Lage. Wenn ich mir vorstelle jeden morgen zu einem solchen Arbeitsplatz zu fahren, fiele mir das Aufstehen auch wesentlich leichter. Was für ein Ausblick!

Hier sieht man das heilige Barley. Ich glaube sogar Barley ist das meistbenutzte Wort auf der Insel. Barley ist allgegenwärtig. Die Gerste wird befeuchtet, nachdem sie angeliefert wurde und anschließend in den Trocknungshallen ausgebreitet. So kann sie in aller Ruhe keimen, während sie ab und zu gewendet wird. Dies hat man früher noch per Hand gemacht, heute gibt es auch dafür Maschinen.

 

Im nächsten Produktionsschritt wird die Gerste bei Laphroaig geräuchert. Heute räuchern längst nicht mehr alle Destillen selbst - abgesehen davon verarbeiten auch nicht alle geräucherte Gerste. Von daher ein weiteres Highlight, dies sehen zu können. Zum Räuchern kommt die Gerste in den Räucherraum, dessen Edelstahlboden wie ein feines Gitter gestaltet ist, das den Rauch durchlässt. Darunter wird der Torf vom Torffeld zum Glimmen gebracht. Brennen darf der Torf bei Laphroaig nicht. Durch das kalte räuchern nimmt die Geste mehr von den Torfraucharomen auf. Der Vorgang dauert dadurch mehrere Tage und muss ständig überwacht werden. Dafür hat Laphroaig aber auch ein unverkennbares rauchiges Aroma. Was für ein Geruch in diesen heiligen Hallen. Einfach irre.

Auch hier kommen wir wieder nicht umhin, zu kosten. Allerdings wirklich nur einen kleinen Schluck. Immerhin müssen wir ja auch noch fahren. Verkehrstechnisch ist ein Glück echt nicht viel los auf der Insel. Dennoch will es mir einfach nicht so gefallen wie bei "meiner" Destille. Vicky dafür umso mehr - wie man sieht.

Auf dem Rückweg wollen wir eben noch einen vielversprechenden Cache einsammeln. Ganz so einfach ist es aber nicht, denn wir müssen die Mopeds stehen lassen und eine Kilometer zu Fuß weiter. Es wird ein super toller Spaziergang zum schroffen Klippenrand der Insel. Plötzlich stehen wir vor einer großen Säule, dem American Monument, wo der Cache versteckt ist. Der Wind weht hier echt heftig und der Ausblick ist umwerfend. Wieder mal ein toller Platz, den wir vermutlich ohne das Geocachen nie entdeckt hätten.

Irgendwann hat aber auch der schönste Tag mal ein Ende und wir kehren nach Bowmore in unser Hotel zurück. Der Kopf ist übervoll mit den tollen Eindrücken des Tages. Das alles zu verarbeiten wird sicher noch eine Weile dauern. Heute Abend wollen wir nur in Ruhe was trinken und den Abend genießen. Die Destille von Bowmore liegt direkt unserem Hotel gegenüber, dazwischen der Hafen.

Auch die Mopeds haben hier einen Platz in der ersten Reihe. So muss das.