2. Tag: Göteborg - Karlstad (384km)

Nach einer - wie es sich für eine Fährfahrt gehört - fast schlaflosen Nacht, pelle ich mich morgens aus der Koje. Die Klimaanlage ist einfach immer entweder viel zu warm und man schwitzt oder sie ist so kalt, dass man am nächsten Tag Erkältungserscheinungen hat. Aber egal, schließlich sind wir im Urlaub und ab jetzt geht es richtig los, Juhu!

 

Doch bevor wir uns über das wirklich reichhaltige Frühstücksbuffet hermachen, muss ich natürlich erst an Oberdeck und schauen, wie es draußen so aussieht.

Wir laufen bei bestem Wetter und blauem Himmel mit Schäfchenwolken in Göteborg ein (wie der Vatter sich das gewünscht hat).

Nachdem wir unsere Pferde gesattelt haben, rollen wir von der Fähre und düsen in nördlicher Richtung aus dem Ballungsraum. Unser erstes Ziel heißt heute Marstrand, einem ganz netten kleinen Badeort an der schwedischen Westküste. Schon König Oskar II hat hier seine Sommer verbracht.

 

Wir fahren über kleine Küstenstraßen durch eine wunderschöne Schärenlandschaft über mehrere Inseln. Der blaue Himmel spiegelt sich auf dem glatten Wasser wider. Sehr idyllisch hier. Wir versorgen uns beim örtlichen Supermarkt mit dem Wichtigsten, was der Mopedreisende so tagsüber braucht: Wasser, Bananen, Äpfel. Eigentlich würden wir gerne Carlstens Fästning besuchen, doch dafür reicht die Zeit heute nicht, schließlich haben wir noch eine ganz schöne Strecke vor uns.

Wir wollen weiter nach Vändersborg, am südlichen Ende des Vänernsees gelegen. Dort soll es eine ganz tolle Schleuse geben, die wir uns gerne mal in Aktion ansehen möchten. Nachdem wir jedoch eine Stunde durch die Stadt geirrt sind und mehrere Menschen gefragt haben, die die Schleuse alle nicht kennen, geben wir auf. So toll kann sie dann ja doch gar nicht sein. Dafür ist die Zeit jedoch so weit fortgeschritten, dass wir es pünktlich auf 15:00 Uhr nach Trollhättan schaffen können. Das ist zwar ein kleines Stückchen auf der Route zurück, aber es lohnt sich. Dort kann man täglich um diese Zeit einem besonderen Spektakel beiwohnen. Aus dem Vänern ergibt sich hier der (mit seinen Zuflüssen) längste schwedische Fluss, der Göta Älv. Er verbindet den Vänern mit dem Kattegatt. Als Touristenattraktion und zur Ableitung überschüssigen Wassers, werden an den Trollhättan-Fällen im Sommer täglich einige Schütze geöffnet, durch die das Wasser 32m tief stürzt. So rauschen in der Sekunde etwa 900 Kubikmeter Wasser unter uns hindurch und bahnen sich ihren Weg durchs ausgetrocknete Flussbett. Ein imposantes Spektakel! 

Man kann die Kraft des Wasser förmlich spüren und vor allem hören. Auf dem kleinen Damm, auf dem wir stehen ist auch ein Kreuz mit Foto eines jungen Mannes, der hier wohl zu Tode gekommen ist. Das wundert einen nicht, wenn man sich diese Wassermassen ansieht.

Trollhättan Fälle
Trollhättan Fälle

Wir fahren weiter auf der E45 Richtung Norden, auf der westlichen Seite des Vänern. Ab und zu kommen wir immer in Sichtweite des doch ziemlich riesigen Sees. Der Vänern ist der größte See Schwedens und zugleich der Drittgrößte Europas. Unser nächstes Ziel heißt Köpmannebro, ein kleiner Ort an einem besonderen Punkt: Hier mündet der Dalsland-Kanal in den Vänern. Der Dalsland-Kanal ist ein rund 250 Kilometer langer Wasserweg von der norwegischen Grenze im Norden (am See Östen) bis Köpmannebro im Süden (am Vänern). Ein wirklich malerischer Ort mit emsigem Treiben auf dem Wasser. Hier müsste man tatsächlich mal mit dem Boot herkommen. Sieht alles sehr entspannt aus. Leider haben wir hier keine weiterem Bilder gemacht.

Nach einer ausgiebigen Pause rauschen wir weiter nach Karlstad und quälen uns durch ätzenden Verkehr in die Stadt hinein, bis wir schlussendlich im Gefängnis sind. Unser Hotel ist nämlich ein ehemaliges, restauriertes Gefängnis. Man erkennt es noch deutlich an den Zellentüren, die mehr oder weniger original sind. Unten im Haus befindet sich auch noch ein kleines Museum, in dem man Eindrücke der alten Zeit gewinnen kann. Unser Hotelzimmer ist dann doch etwas komfortabler.

Hinter dem Hotel ist heute ein großer Oldtimertreff. Alte amerikanische Autos grollen mit ihren V8 Motoren. Ein ganz gewöhnlicher Spleen der Schweden, überall sieht man die tollen, alten Wagen.

 

Die Mopeds stehen sicher unterm Carport. Nach einem leckeren Abendessen (eigentlich hätten wir nur eine Suppe bekommen sollen) - sehr ungewöhnlich, es gibt Hähnchenbeine!!!! und dazu für Schweden ganz gewöhnliche Kartoffelspalten - erkunden wir zu Fuß die Umgebung und verewigen uns in dem einen oder anderen Geocache.

 

Ein wirklich erlebnisreicher aber auch anstrengender Tag.